Verhandeln ist STRESS!!!
- Der Verhandlungscoach
- 11. Dez. 2019
- 4 Min. Lesezeit

Die 6 größten Irrtümer über Stressbewältigung
...schneller, höher, weiter, ständig und immer erreichbar, immer einsatzbereit sein.
Hier noch schnell die E-Mails des Kollegen beantworten, der gerade im Urlaub ist; da noch schnell den Chef informieren und dann kurz vor dem Feierabend kommt unverhofft ein Anruf unseres Lieferanten/Kunden.
Und irgendwann ist es dann so weit: Die ersten Anzeichen eines Burnouts machen sich bemerkbar.
Stress ist heute mehr zur Modeerscheinung geworden, grad weil es um den Stress noch so viele Irrtümer gibt, hier eine kleine Hilfe zur Einordnung:
1. Weniger Arbeit gleich weniger Stress
Wäre toll...ABER: Tatsächlich aber verkennen derartige Annahmen die wahren Probleme, die hinter dem Stress und seinen Folgen stecken. Laut Statistik neigen durchaus auch nicht (mehr) beschäftige Menschen, wie etwa Arbeitssuchende, Pensionierte oder Kranke, zu einem erhöhten Stresspegel. So ist es in vielen Fällen nicht die Arbeit an sich, die den Menschen zu schaffen macht, sondern die damit verbundene Sorge um:
· Pflichterfüllung („..ohne mich läuft nicht!“)
· Team-Druck („...die brauchen mich!“)
· finanzielle Absicherung
· Selbstverwirklichung etc.
Nichtstun bedeutet auf die Dauer keine Erholung. Zwar ein schöner Gedanke aber langfristig gesehen jedoch keine Lösung. Füße hochlegen, Kopf abschalten? Nein, so einfach ist es leider nicht. Denn unser Gehirn beschäftigt sich weiterhin mit unseren aktuellen Sorgen und Ängsten und wird kaum Ruhe geben, ehe wir damit abgeschlossen haben. Besser ist ein wenig Bewegung an der frischen Luft, zum Beispiel ein Spaziergang, bei dem wir Klarheit in unsere Gedanken bringen können.
2. Die Anleitung für „Nie mehr Stress“
Oft hört man Ratschläge wie: positiver denken, weniger Multitasking, mehr Pausen, und dergleichen. Schnell unterliegt man dem Irrtum, der Stress könnte sich mithilfe solcher Anleitungen zum Glücklichsein komplett vermeiden lassen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Ausschüttung von Stresshormonen (z. B. Adrenalin) ist eine natürliche Reaktion und soll uns in wichtigen Situationen zu mehr Konzentration und Leistung befähigen. Was aber können wir tun, wenn der Stress überhand gewinnt? Es kommt auf den richtigen Umgang damit an.
Wer sich auf die Suche nach kleinen Tipps und Tricks begibt, um sich sein Leben stressfreier zu gestalten, dem wird allenfalls für den Moment geholfen sein. Eine nachhaltige Stressbewältigung setzt indessen voraus, dass man sich intensiv mit seinen Gefühlen und Gedanken auseinandersetzt. Wem das alleine nicht gelingt, dem sei dringend professionelle Hilfe ans Herz gelegt. Denn die Psyche eines jeden Menschen ist so individuelle, dass keine Pauschallösung Abhilfe versprechen kann.
3. Kurz Dampf ablassen und alles ist wieder ok
Wer hat noch nicht davon geträumt, seinem Ärger einfach mal Luft zu machen? Dem Chef oder dem nervigen Verhandlungspartner lautstark die Meinung zu sagen, vielleicht sogar einmal mit der Faust auf den Tisch zu schlagen? Kein Zweifel, dass solche Aktionen durchaus eine Menge Druck abbauen können. Problematisch ist jedoch, dass dabei neue Hormone ausgeschüttet werden, die unterm Strich nicht für Entlastung sorgen, sondern noch mehr Stress erzeugen. Zumal wenn sie nicht der „Typ“ dafür sind, da Menschen unterschiedlich ticken (siehe Persönlichkeitsmodelle) könnte ein nicht –authentisches Verhalten erst recht Stress erzeugen – bleiben sie immer authentisch!
4. Konfrontationen unbedingt vermeiden ?!
Zwischenmenschliche Konflikte können schnell zum Stressfaktor Nummer eins werden. Wenn wir ohnehin schon sehr gereizt sind, setzen wir oftmals alles daran, solchen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen – verständlicherweise. Wer sich jedoch immerzu vor kritischen Situationen scheut, der wird auf die Dauer auch nicht glücklicher werden, sondern alles in sich hineinfressen, bis irgendwann der Ausraster vorprogrammiert ist.
Sinnvoller ist es, sich auf diejenigen Konflikte einzulassen (Konflikte professionell managen), die sachlich gelöst werden können, und denjenigen aus dem Weg zu gehen, über die man sich nur aufregen würde. Wir sollten demnach klar differenzieren, wo wir mit unseren Mitmenschen gemeinsam nach einer Lösung suchen können, wo wir mit Aussicht auf Besserung ganz konkret sagen können, was uns stört, und wo es der Aufregung hingegen nicht wert ist. Da viele Konflikte aus Missverständnissen entstehen, ist reden hilfreich! Bleiben sie auf der Meta-Ebene! Pure Konfrontationen aber prinzipiell zu meiden, ist ohne Zweifel der falsche Weg.
5. Mittagspause am Arbeitsplatz hilft
„Ich bleibe heute am Platz.“ Das hören wir nicht selten von Kollegen, wenn es Zeit für die Mittagspause ist. Doch was erhofft man sich dabei? Früher Feierabend und mehr Freizeit? Folglich weniger Stress? Irrtum! Während wir ganz alleine an unserem Arbeitsplatz bleiben und unser mitgebrachtes Essen nebenbei in uns hineinschaufeln, sodass wir weder richtig arbeiten noch wirklich genießen können, bleibt der erholsame Effekt für Körper und Geist aus.
Dabei ist eine richtige Pause an langen Arbeitstagen nicht nur aus gesundheitlichen Gründen wichtig; sie hilft uns auch dabei, produktiv und konzentriert zu bleiben, womit wir wiederum unnötigem Zeitdruck und Stress vorbeugen können. Eine bewegte Pause, etwa in Form eines Spaziergangs, der Lieblingsplatz unter freiem Himmel oder einfach nur ein wenig Small Talk mit den Kollegen kann wahre Wunder bewirken. Auch der „Mittagsschlaf“ kommt wieder in Mode, manches mal hat Tradition auch etwas Gutes.
6. Sorgenfrei dank Feierabend-Bierchen
Der beliebte Irrglaube vom Allheilmittel Alkohol. Natürlich kann das Feierabend-Bierchen oder das Glas Rotwein am Abend bis zu einem gewissen Grad entspannen – nämlich im Moment des Genießens –, jedoch langfristig kehrt sich der gewünschte Effekt ins Gegenteil um. Es entsteht sehr schnell ein Teufelskreis, der auf die Dauer zu mehr Anspannung und Stress führt.
Quelle: Teilweise übernommen von Andreas Wickles (Volontär bei unternehmer.de)
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